Sonntag, 21. Dezember 2014

Unge, die Freiheit und die Netzwerke

Liebe Leser,

gestern Abend hat Simon verkündet, dass er die beiden Kanäle "ungespielt" und "ungefilmt" aufgibt, um sich von seinem Netzwerk zu befreien und auf einem neuen in Freiheit neu anzufangen. Das Video ging innerhalb kürzester Zeit durch sämtliche Netzwerke, wurde überall geteilt und hat schließlich auch die Twittertrends beherrscht. Wer das Video noch nicht gesehen hat, sollt es sich auf jeden Fall anschauen:



Ich muss sagen, dass mich das Video und seine Entscheidung 2 Millionen Abos sowie gute 30 Millionen monatliche Views aufzugeben sehr beeindruckt hat und ich den größten Respekt vor seiner Entscheidung habe. Es ist ein unglaublich großer Schritt für ihn selbst, aber so wie ich glaube auch für die Webvideobranche überhaupt. In diesem Artikel möchte ich euch ein wenig was über meine Gedanken zur Freiheit, der Webvideobranche und zu seinem Video erzählen.

Freiheit und Selbstbestimmung

Fangen wir bei der Freiheit an bzw. speziell der Freiheit eines Menschen. Es wird immer wieder darüber diskutiert inwiefern der Mensch frei in seinen Entscheidungen ist, inwiefern er frei in einem Staat leben kann und inwieweit er überhaupt ein frei denkender Mensch ist. Dabei ist es schwer zu definieren, was Freiheit denn überhaupt ist und wahrscheinlich ist für jeden Menschen Freiheit auch ein wenig was anderes. Ich habe mir in den letzten zwei Wochen in Zusammenhang mit dem Buch über die Psyche des Menschen, welches ich momentan lese, viele Gedanken über die Freiheit gemacht.

Der Autor des Buches stellt die These auf, dass der Mensch vollkommen frei in seinen Entscheidungen ist und auch ein soziales Umfeld ihn ihm Grunde nicht davon abhalten kann bestimmte Entscheidungen zu treffen. Diese Sicht auf die menschliche Psyche bzw. das Denken hat mich sehr positiv gestimmt, da es in einem das Gefühl weckt, dass man wirklich zu 100% der Herr seiner Handlungen sein kann und es nichts geben kann, was einen daran hindern kann seine Träume zu verwirklichen, wenn man sie ehrlich und aufrichtig verfolgt.

Genau diesen Punkt sehe ich nun auch in dem Video von Simon wieder. Ihm scheint die Freiheit seines Handelns unglaublich wichtig zu sein. Die Freiheit scheint für ihn einen Wert darzustellen, der an oberster Stelle steht. Er möchte frei handeln, den Dingen, die ihm Spaß machen nachgehen, ja seinen Träumen hinterherjagen und sich davon von keinem sagen lassen, was er zu tun und zu lassen hat. Dabei wirkt er keinesfalls wie ein Mensch, der stur seine Ziele und Träume zu verfolgen scheint, sondern ganz im Gegenteil wirkt er wie ein sehr reflektierter Mensch, der seinen Werten und Prinzipien folgt.

Dies bewundere ich wirklich sehr und ich glaube auch, dass es das einzig richtige ist, was er machen kann. Er stellt die Freiheit zu handeln und zu denken über die gesellschaftliche Sicherheit (Geld zum Leben usw.) seines Lebens und scheint keine Angst davor zu haben zu fallen bzw. weiß er wahrscheinlich, dass es gar keine Sicherheit im Leben gibt. Denn egal wie sicher wir uns von außen her auch fühlen mögen, egal wie viel Geld und Essen man hat, im Grunde kann man jeden Moment fallen. Deswegen ist es nur eine vermeintliche Sicherheit, die beispielsweise Geld einem geben kann.

Das was mich so unglaublich beeindruckt an seiner Entscheidung ist, dass er diese vermeintliche Sicherheit als nur vermeintliche erkannt zu haben scheint und einfach seinen Weg geht. Ich selbst finde es persönlich sehr schwer den Weg der eigenen Werte, Prinzipien und Leidenschaften zu gehen. Man ist immer konfrontiert mit einer Art von Existenzangst, die er vielleicht auch manchmal verspüren wird, aber wenn man verinnerlicht hat, dass egal was man macht man nie wirklich sicher vor dem Untergang ist, dann wird einem klar, dass man auch sich selbst folgen kann, weil man am Ende nicht sicherer ist, wenn man den vermeintlich sicheren Weg geht, der aber vielleicht nicht der ist, der einem selbst entspricht.

Ob Simon sich über all das im Klaren ist, weiß ich nicht, aber er hat mich sehr motiviert mit dem was er gesagt hat und das voll allem gerade, da ich in einer Phase bin, in der ich noch mit mir und meinen Ängsten in gewisser Sicherheitstechnischer Hinsicht kämpfe. Er verdeutlicht mir, dass es keine Sicherheit gibt und das man einfach das machen soll, was einem entspricht und den Werten folgen soll, die man hochhält. Nur wenn man sich selbst treu ist und seinen Weg geht, kann man ein selbstbestimmter Mensch mit einem gesunden Selbstbewusstsein werden und auch nur so kann man letztendlich zur Freiheit gelangen.

Diese Selbstbestimmtheit, dieser Mut einfach alles hinter sich zu lassen, um sich von den Ketten eines Netzwerkes zu befreien, hat mich somit unglaublich inspiriert und ich danke Simon für diese Inspiration. Ich wünsche ihm wirklich alles gute auf seinem Weg und hoffe, dass er genau so selbstbestimmt bleibt, wie er am heutigen Tage zu sein scheint. Wenn man glücklich sein möchte, dann muss man denke ich genau den Mut haben, den er beweist.

Was ich aus diesem Video mitnehme ist also meinen eigenen Weg und meine eigenen Träume weiter zu verfolgen und keine Angst davor zu haben zu scheitern, sondern im Gegenteil so hart wie möglich daran zu arbeiten diese Träume zu verwirklichen und mit den Menschen, die mich dabei unterstützen etwas tolles zu schaffen.

Netzwerke und Mediakraft

Nun möchte ich noch ein wenig über die Webvideobranche sprechen. Zuerst möchte ich mich dabei den Netzwerken widmen. Als ich mit YouTube angefangen habe vor knapp 5 Jahren gab es so etwas wie Netzwerke noch nicht und keiner hätte vermutet, dass man mit dem ganzen mal Geld machen könnte. Nun hat sich die Lage komplett geändert. Es gibt eine Menge von Netzwerken und vor allem auch eine Menge von kleinen Netzwerken. Ich selbst habe mich immer dagegen ausgesprochen in Netzwerke zu gehen bzw. möglichst viele Kanäle zu partnern.

Mit dem "tabletennisgamer" muss ich aber auf jeden Fall in einem Netzwerk sein, allein um mich wegen den Spielen absichern zu können. So bin ich dann irgendwann dem Netzwerk von GameInside beigetreten und später dann dem Gamestar Netzwerk, was jetzt Allyance heißt und in dem ich auch noch heute bin. Was diese beiden Netzwerke angeht, so muss ich sagen, dass ich eigentlich nie wirklich Probleme mit diesen hatte. Die Leute bei GameInside waren alle super nett und haben auch coole Aktionen mit einem gemacht. Auch heute freue ich mich immer noch den guten Stefan oder Jan auf Veranstaltungen wie dem Webvideopreis oder der Gamescom zu treffen. Auch mit dem Gamestar Netzwerk bzw. jetzt Allyance hatte ich nie Probleme und finde auch, dass die Verträge absolut fair sind, zumindest für die Zwecke und Ziele, die ich mit meinem Kanal verfolge.

Es ist also keinesfalls so, dass man Netzwerke pauschal als schlecht bezeichnen kann, ganz im Gegenteil. Es gibt Netzwerke, die sich super um ihre Partner kümmern, mit denen zusammen etwas tolles schaffen und den Partnern wirklich tolle Möglichkeiten eröffnen. Auf der anderen Seite gibt es aber natürlich auch Netzwerke, die nicht so toll sind und eher darauf aus sind möglichst viel Profit aus den einzelnen Partnern zu ziehen, ohne dabei wirklich auf sie als Mensch zu schauen. Man ist dann nur ein kleines Zahnrad in der Maschine einzelner Leute.

Nun haben wir im Fall von Simon das Netzwerk "MediaKraft" vor uns und was mir in den Sinn kommt, wenn ich "Mediakraft" höre, ist, dass die eigentlich schon immer ein schlechtes Image hatten. Egal mit wem ich in den letzten Jahren gesprochen haben, immer wieder hat man mir gesagt, dass man lieber die Finge von MediaKraft lassen sollte und dass die Verträge wohl unbedingt die fairsten und besten sind. Das habe ich dabei nicht nur von "irgendwelchen" Leuten gehört, sondern teilweise auch von richtig großen Partnern, die ich hier und dort mal getroffen habe.

Ich selbst habe nie etwas mit MediaKraft zu tun gehabt und kann deswegen keine fundierte Aussage darüber treffen, wie die Qualität dieses Netzwerkes ist. Es ist aber schon komisch, dass wirklich durch die Bank weg alle Leute negativ über sie sprechen und das vor allem alle größeren YouTuber, die einmal einen Vertrag bei denen unterschrieben haben, sagen, dass sie es bereuen. Wenn du dir Hälfte von dem stimmt, was Simon in seinem Video gesagt hat und was ich von anderen Leuten gehört habe, dann sollte sich MediaKraft dringend einmal überlegen, ob ihre Firmenphilosophie die richtige ist.

Sie haben so viele große Partner unter Vertrag gehabt und haben es momentan ja immer noch. Sie haben kreative, junge Leute mit Energie unter sich, die innovative Ideen und Konzepte mitbringen und könnten mit denen zusammen etwas tolles schaffen, was die Medien revolutionieren könnte. Warum aber machen sie das nicht? Ich frage mich das immer wieder. Warum? Wenn YouTube gehen wollen dann ist das ein Zeichen dafür, dass etwas nicht richtig läuft im Netzwerk. Dann zu versuchen diese YouTuber auf dem Rechtsweg festzuhalten ist einfach sinnlos. Ihr Image wird dadurch nicht besser und was im schlimmsten Fall passieren kann aus Sicht des Unternehmens ist das, was Simon mit seinem Video gemacht hat.

Das Image ist wohl im Keller und es wird nun kaum noch Leute geben, die etwas mit Mediakraft als Firma zu tun haben wollen. Sie scheinen überhaupt nicht zu verstehen, dass die jungen Leute, die sie da unter Vertrag haben keine alten Medienhasen sind, die dem Geld, Prestige oder sonst was hinterherlaufen. Vor allem scheinen sie auch die Reichweite zu unterschätzen.

Früher hat die Presse bestimmt wie groß das Echo in der Öffentlichkeit ist. Wenn die Zeitungen nicht über ein Thema berichten wollten dann hat es auch keiner mitbekommen. Heute ist das anders. Da hat ein Mensch einen Kanal mit 1,4 Millionen Abonnenten, lädt ein Video hoch und innerhalb weniger Stunden bekommen hunderttausende von Menschen mit, was passiert ist. Zudem sind die Leute, die das mitbekommen nicht machtlos. Sie teilen das ganze wiederum in ihren Netzwerken und verbreiten es mit einer riesigen Geschwindigkeit im ganzen Netz. Ob die konventionelle Presse nun darüber berichtet oder nicht, ist vollkommen egal. Der Schaden für das Unternehmen ist da und irreparabel.

Ganz unabhängig davon, ob das stimmt, was Simon oder die anderen Leute sagen, MediaKraft hat für mich in dem Sinne versagt, als das sie die Fakten, die sie durch die Realität bekommen haben (YouTuber wollen das Netzwerk verlassen usw.) ignoriert haben und versucht haben Leute, die sie nicht festhalten können, festzuhalten. Ein klares Zeichen davon, das die Strukturen des Internets und der sozialen Netzwerke alles andere als verstanden wurden. Ich verstehe einfach nicht, warum Mediakraft da nicht andere Wege gegangen ist. Sie hatten, meiner Meinung nach, die besten Voraussetzungen. Anstatt ihre Chancen und die gute Ausgangslage zu nutzen, haben sie aber alles ignoriert und sind mit ihrem Schiff geradewegs in den Eisberg gefahren.

Ich finde es einfach unglaublich traurig, dass man Menschen so in Ketten legt. Ich kann mir gut vorstellen, dass in den Chefetagen jetzt ordentlich Gespräche geführt werden und man sich dort in seiner Existenz bedroht fühlen wird. Was diese Leute aber wahrscheinlich nicht verstehen werden ist, dass sie viele YouTube in eine ähnliche Situation gebracht haben, in der sie jetzt selbst stecken.

Das einzige, was MediaKraft meiner Meinung nun machen kann, ist die Philosophie des Unternehmens zu überdenken, die YouTube freizulassen, die sie noch gefangen halten und die Führungsetage komplett auszutauschen. Ich weiß, dass hinter solch einem Unternehmen viel mehr steckt und dass da noch Investoren und alles im Spiel sind, aber sie haben sich selbst in die Situation gebracht und müssen nun mal anfangen nicht die Fakten der Realität zu ignorieren, sondern sich einzugestehen, dass sie wohl Jahrelang auf dem falschen Weg waren. Es ist nur menschlich sich zu irren und keiner nimmt einem das Übel, aber wenn man nicht dazu steht, dass man sich verrannt hat, dann nimmt man es einem übel.

Meine persönliche Prognose ist, dass sie sich ihre Fehler wahrscheinlich nicht eingestehen werden und jetzt auf irgendwelchen abstrusen Wegen versuchen werden das Schiff zu retten.

Ich glaube auch, dass dieses Video von Simon generell zu einer Diskussion über den Umgang von Netzwerken mit YouTubern anregen wird und das vielleicht das ein oder andere Netzwerk nochmal seine Politik überdenken wird. Simon zeigt hiermit, dass jeder Mensch frei ist sich gegen etwas aufzulehnen und zeigt auch, dass ein Netzwerk eben von seinen Partnern lebt. Wenn ein Netzwerk die Partner nicht gut behandelt ist es kein gutes Netzwerk und kann auf dauer nicht überleben.

Fazit

Nachdem ich das Video gestern gesehen habe, war ich sehr beeindruckt. Es kamen mir viele Gedanken zur Freiheit in den Sinn und wie ich selbst mit meiner Freiheit umgehen möchte. Ich bewundere die Entscheidung von Simon und habe größten Respekt vor dieser. Er zeigt, das Netzwerke die Macht haben einem den Kanal zu nehmen, aber das sie niemals die Macht haben einem die Persönlichkeit zu nehmen und er zeigt auch, wie stark eine Community sein kann. Die Zukunft gehört den jungen Menschen mit innovativen Ideen. Menschen, die nur dem Profit hinterherjagen und versuchen Menschen ihre Energie und Dynamik zu nehmen, haben in entscheidenden Positionen nichts verloren.

Auch wenn es noch viel Ungerechtigkeit gibt und die wohl auch immer vorhanden sein wird, so ist es, meiner Ansicht nach, richtig sich gegen diese zu wehren und bestimmten Menschen einfach zu zeigen, dass sie auf dem Holz weg sind. 

Mich persönlich hat das Video sehr motiviert und ich bin sehr gespannt, wie die ganze Geschichte weitergehen wird!

1 Kommentar:

  1. Es ist echt krass, wie schnell das Video verbreitet wurde und wie fast jeder über dieses Thema spricht. Selbst die Medien berichten darüber. Heute kommt eine Reportage auf WDR etc.

    Zudem kann man die Webseite von Mediakraft nicht mehr aufrufen, da sie wahrscheinlich überlastet ist (oder der Betreiber es vorübergehend deaktiviert hat).

    Das Video ist auf jeden Fall motivierend, da es um die Gesellschaft und um die eigenen Interessen geht.

    PS: Deine Artikel haben recht wenig Kommentare. Ich hoffe aber, dass du weiterhin welche schreibst, viele lesen es durch, aber schreiben kaum was.

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