Liebe Leser,
heute möchte ich ein wenig über die Gedanken der letzten Tage schreiben und euch mitteilen, welche neuen Erkenntnisse ich gewinnen konnte.
In den letzten Tagen habe ich mal wieder sehr viel über die Gesellschaft und ihre Wirkung auf den einzelnen nachgedacht. Um ehrlich zu sein fühle ich mich nämlich oft noch in eine Art von Ketten gelegt und würde gerne ein wenig ausbrechen, was aber nicht immer so einfach ist. Die Gesellschaft hat einfach bestimmt Erwartungen und man hat von Kind an gelernt diese in bestimmtem Maße zu erfüllen. Das sogenannte "Gewissen" macht mir da oft echt Probleme.
Nun bin ich in den letzten Tagen aber immer wieder zu dem Schluss gekommen, dass das Gewissen zwar eine gute Sache ist und es auch sehr wichtig ist, es aber längst nicht in allem Bereichen angebracht ist und schon mal gar nicht, wenn es um Erwartungen der Gesellschaft geht, die sich mit dem eigenen Gefühl von Leben stoßen. So möchte ich gedanklich einfach vollkommen frei sein und mich nicht an gesellschaftliche Konventionen halten müssen.
Ich möchte meinen Gedanken einfach freien Lauf lassen können und mich treiben lassen, um möglichst eine Tätigkeit zu finden, die mir und meinen Fähigkeiten am besten entspricht. Momentan merke ich immer wieder, dass die Uni mir zur Hälfte eigentlich eher weniger Spaß macht. Der japanische Anteil ist super und die Kurse, die damit zu tun haben, besuche ich auch total gerne, aber der Rest ist oft einfach nur trocken und weniger spannend.
Was bringt es schon, wenn ich in einem Kurs sitze und fast einschlafe und das nicht, weil ich nicht genug geschlafen hätte, sondern weil mich das Thema absolut nicht interessiert. Während ich dort sitze und Worten lausche, die ich zwar akustisch wahrnehme, aber geistig nicht erfasse, bin ich unruhig und will eigentlich nach Hause um Bücher mit Themen, die mich interessieren lesen zu können. Mein Pflichtgefühl sagt mir aber immer, dass ich in der Uni nicht fehlen soll, obwohl die Anwesenheitspflicht außer in Sprachkursen nicht mehr existiert.
Von dieser Art "Zwang", die mich in der Uni hält, löse ich mich aber gerade und das auch schon mit kleinen Erfolgen. In der letzten Woche habe ich beispielsweise einige Kurse, die mich nicht wirklich interessiert haben, gar nicht mehr besucht und stattdessen für mich alleine gelernt. Ich möchte es mir nun zum Ziel machen, die Dinge zu lernen, die mich interessieren und mich so Stück für Stück in den verschiedensten Bereichen weiterzubilden.
Meine Theorie dahinter ist eigentlich auch ganz einfach. Wenn ich mich mit den Dingen befasse, die mich interessieren dann lerne ich viel schneller und kann so im Endeffekt viel mehr Wissen und Verständnis ansammeln. Wenn ich die Zeit, die ich interessante Dinge lernen könnte in der Uni verbringe und mich quäle, lerne ich im Grunde nichts, da ich in der Uni nicht zuhöre und dann alles zu Hause nochmal lesen muss, was ewig dauert, weil ich kein Interesse habe.
Deswegen möchte ich nun schauen, dass ich in der Uni nur noch die Kurse besuche, die mich auch wirklich interessieren und aus denen ich etwas mitnehmen kann. Es wird dann wahrscheinlich so aussehen, dass ich die Kurse in der Uni reduziere und am Ende vielleicht sogar eins oder zwei Semester länger studieren muss, aber ehrlich gesagt, finde ich das gar nicht so schlimm. So würde es mir definitiv besser gehen und ich wäre auch auf einem viel breiterem Spektrum gebildet, weil ich nebenbei noch Dinge lernen, die nicht zum Studium gehören, mich aber total interessieren.
Beispiele für Dinge, die mich interessieren aber nicht zum Studium gehören, wären zum Beispiel Teile der Biologie. So interessiere ich mich für die Anatomie des Menschen und vor allem auch für die Neurowissenschaften. Auch möchte ich mein Wissen in der Psychologie erweitern und meine eigenen Theorien und Überlegungen zu gewissen gesellschaftlichen Phänomenen entwickeln. Vor allem möchte ich aber auch mehr Japanisch lernen und schauen, dass ich die Sprache besser sprechen und verstehen kann.
Letztendlich ist es aber auch der Mensch selbst, dem ich wieder mehr Aufmerksamkeit schenken möchte. Gerade seitdem die Uni vor zwei Monaten wieder begonnen hat, merke ich, dass ich viel weniger mit anderen Leuten mache. Dauernd muss ich irgendwelche Aufgaben machen oder hänge einfach so lange in der Uni, dass ich auch keine Lust mehr habe noch irgendwas zu unternehmen, sondern einfach mal meine Ruhe haben möchte.
Die meisten Studenten bei uns machen das ein wenig anders und verschlafen dann auch gerne mal den Unterricht, aber da bei mir noch dazu kommt, dass ich konsequent um 5:30 Uhr morgens aufstehen möchte, kommt es auch nicht in Frage später ins Bett zu gehen, zumindest nicht jeden Tag. Insofern möchte ich auch einfach wieder mehr mit anderen Leuten machen und vor allem auch wieder mehr mit Japanern. Wenn man sich den ganzen Tag gedanklich mit der Uni und der Wissenschaft umgibt, verliert man völlig den Blick für seine Umwelt, finde ich.
Im Grunde muss ich euch auch ganz ehrlich sagen, dass es mir gar nicht so sehr darauf ankommt irgendwas in der Wissenschaft zu machen. Diese ganzen Formalien dort stören mich nämlich wirklich sehr und bringen mich auch an den Rand meines Verständnisses. Wenn man eigene Ideen und Gedanken hat, wird man einfach unfassbar gebremst und am Ende vergeht einem total die Lust etwas wissenschaftliches zu schreiben. So geht es mir zumindest. Ich habe immer das Gefühl, dass in unserer heutigen Zeit freie Denker nicht mehr so gefordert sind, sondern eher Leute, die Gedanken anderer gut zusammenfassen können. Dafür bin ich aber nicht gemacht. Ich möchte Denken und nicht schreiben was schon geschrieben wurde.
So bin ich also zu dem Schluss gekommen mich von dem Gedanken einer Regelstudienzeit freizumachen und meinen eigenen Weg zu gehen bzw. mich mit den Dingen zu beschäftigen, die mich interessieren. Es mag sein, dass es viel schwieriger ist seinen eigenen Interessen zu folgen und dann daraus später einen Job oder sonstiges zu machen, aber wenn ich nicht meinen eigenen Interessen folge, bin ich am Ende auf jeden Fall nicht glücklich, das weiß ich.
Es gehört Mut dazu sich selbst von allen Erwartungen der Gesellschaft loszureißen und seinen eigenen Weg zu suchen, aber ich möchte es einfach versuchen und wenn ich scheitere, gibt es mit Sicherheit irgendwo auch noch etwas, was ich machen kann. Eigentlich gehe ich aber nicht davon aus, dass ich am Ende scheitern werde, sondern vertraue mir selbst und hoffe, dass ich es zu irgendwas bringen werde, wie auch immer das am Ende aussehen mag.
Mich würden mal eure Gedanken zu der Sache interessieren? Habt ihr manchmal das Gefühl etwas anderes machen zu wollen, als das was ihr nach gesellschaftlichen Idealbild machen solltet?
Ich erlebe es auch oft, dass ich bei manchen Vorlesungen nicht aktiv zuhöre und ich das Ganze auch zuhause lernen könnte (in kürzerer Zeit). Die Professoren schweifen bei uns auch öfter mal ab und wenn man es schafft zuzuhören, dann ist die Hälfte des Gesagten für das Studium nicht relevant ^^
AntwortenLöschenDas du dich für Biologie / Anatomie des Menschen interessierst hast du auch öfter im Tagebuch erwähnt. Genauso auch Philosophie (worum es auch in diesem Beitrag geht). Ich stimme dir auch zu, dass freie Denker "Probleme" in der heutigen Zeit haben. Philosophie ist heutzutage zu wissenschaftlich und man hat das Gefühl, dass Leute zu sehr auf die alten Theorien vertrauen.