heute möchte ich euch erzählen, was ich gestern (Sonntag) so gemacht habe. Wenn ich mich recht erinnere dann bin ich gegen kurz nach 8 Uhr aufgestanden, habe mich fertig gemacht und bin dann erstmal mit meiner Mutter und dem Hund Brötchen holen gegangen. Danach habe ich geschaut, was im Internet so los ist und dann ging es auch schon los zur Japanischen Schule (日本人学校). Dieses Wochenende haben die nämlich Schulfest gehabt und ich muss sagen, dass ich total beeindruckt war. Bisher war ich dort noch nicht und ich wusste zwar, dass es so an die 8000 Japaner in Düsseldorf gibt, aber so viele an einem Fleck habe ich auch noch nicht gesehen. Natürlich habe ich auch ein paar Fotos gemacht.
Da war echt verdammt viel los! Natürlich gab es auch eine Menge an leckeren japanischen Sachen, von denen ich leider keine Fotos gemacht habe. Was ich aber sehr empfehlen kann ist "takoage" (Falls es so hieß, kann mich nicht mehr ganz erinnern). Das ist frittierter Oktopus und war echt verdammt lecker! Ansonsten hatten die in der Schule noch eine Menge an Programm bzw. Aufführen von z.B. einem Schulchor und einem Orchester des japanischen Clubs. Von den Aufführungen haben wir uns auch einige angeguckt. Bevor ich dann gehen musste, gab es auch einen Volkstanz, von dem ich auch nochmal Bilder und sogar ein Video gemacht habe.
Insgesamt war es wirklich sehr interessant und hat auch eine Menge Spaß gemacht! Was ich sehr interessant fand, ist, dass die eine Japanerin vom Bridge mir erzählt hat, dass in Japan alle Grundschulen einen eigenen Sportplatz haben, damit die Kinder in den Pausen ordentlich rennen können und Sportunterricht soll wohl auch sehr großgeschrieben werden. Bei uns haben das ja nicht unbedingt alle Grundschulen und Sport wird bei uns im Bildungssystem ja auch nicht mehr so groß geschrieben. Dabei ist das für die Kinder, denke ich sehr sehr wichtig. Was im Übrigen immer über die Japaner und die Härte in der Schule gesagt wird, stimmt nur bedingt, falls jetzt jemand damit kommen sollte. Die haben nicht wirklich mehr Schule als wir. Der Unterschied ist nur, dass die dort Klubs usw. haben und die sozusagen direkt ins Schulleben integriert sind, sodass man zwar insgesamt mehr Zeit in der Schule verbringt, aber nicht mehr Unterricht hat. Vom Lehrplan her ist das wohl auch relativ locker. Das einzige, was man da echt kritisieren kann, meiner Meinung nach, ist das System mit den Übergängen zu den anderen Schulen und die Bedeutung, die dem Ranking der Schulen zugewiesen wird. Deswegen müssen sie nämlich letzten Endes dann doch recht viel zusätzlich lernen, aber das ist Stoff für einen eigenen Artikel.
Nachdem ich dann dort auf dem Schulfest war, habe ich mich gegen Mittag auf den Weg in die Stadt gemacht, um mich noch mit meiner Tandempartnerin zu treffen und ein wenig Japanisch zu lernen bzw. ihr ein wenig Deutsch beizubringen. Sie hat richtig gute Onigiris gemacht und die haben wir dann zusammen am Rhein gegessen und dabei gelernt. So habe ich also den ganzen Tag Japanisch sprechen können und habe mich richtig darüber gefreut. Gegen 20 Uhr bin ich dann wieder zu Hause gewesen und habe mich gefühlt als wären Jahre vergangen. Mit dem betreten des Hauses, habe ich mich gefühlt, als wäre ich in eine neue Welt eingetreten.
Keine Ahnung, was da gestern mit meinem Kopf passiert ist, aber auf jeden Fall bin ich seitdem ein wenig verwirrt gewesen. Ich glaube, dass es einfach dieser krasse Gegensatz zu den Tagen davor war. Die Tage davor habe ich viel für die Projektbeschreibung gemacht und geschaut, dass ich diese 3 Seiten irgendwie zusammengeschrieben bekomme und es auch gut ist. Dieses akademische Leben ist einfach ein komplett anderes als das "praktische", was ich gestern wieder erfahren habe und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich dieses praktische Leben viel lieber mag.
Es macht mir einfach so viel mehr Spaß mit Leuten zu reden und vor allem auch Leuten zu helfen. Heute Morgen war ich beispielsweise mit einer Japanerin beim Ausländeramt und habe ihr mit dem Visum geholfen. Auch liebe ich Veranstaltungen wie dieses Schulfest oder aber auch Messen wie die Dokomi usw. total gerne. Das akademische Leben ist auch eine schöne Sache, aber das Problem, was ich damit habe, ist, dass einfach so unglaublich viel davon Blödsinn ist. Die Uni besteht aus 80% Blödsinn, meiner Meinung nach.
Eigentlich wollte ich den Artikel gar nicht so ausarten lassen, aber wenn wir jetzt schon mal dabei sind, dann kann ich auch weitermachen.
Ich gehe wirklich sehr gerne in die Uni. Die Sprachkurse machen mir unglaublich Spaß und die Dinge, die man in den meisten Seminaren und Vorlesungen erfährt, sind auch sehr spannend. Aber ich verstehe einfach nicht, warum ich für jedes verdammte Seminar einen Beteiligungsnachweis brauche und warum ich in fast jedem Seminar mit sinnlosen Gruppenarbeiten geplagt werde. Das beste Beispiel ist da ein Seminar, welches ich letztes Semester besucht habe. Das Thema hat mich eigentlich interessiert, aber die Aufmachung hat mich einfach überhaupt nicht angesprochen. Die Konsequenz war, dass ich es mir mit dem Referat für den Beteiligungsnachweis, so einfach gemacht habe, wie es nur irgend möglich war, in den Gruppenarbeiten nie wirklich mitgearbeitet habe und in der Zeit, in der sie was erzählt hat, habe ich Kanji gelernt oder andere Dinge gemacht. Ganz zu schweigen davon, dass ich natürlich auch die drei Fehltermine, die man sich leisten darf gefehlt habe.
Normalerweise ist das für mich ein total untypisches Verhalten und allein schon aus Anstand würde ich nicht fehlen, wenn ich nicht krank wäre und mich an den Gruppenarbeiten usw. beteiligen. Ich weiß im Übrigen nichts mehr von dem Seminar, habe aber meinen Beteiligungsnachweis. Ich sehe da einfach keinen Sinn drinnen. Vielleicht bin ich da zu sehr durch die alten Philosophen geprägt, deren Beschreibungen von der Uni ich immer super fand und weshalb ich da auch immer hinwollte. Meiner Meinung nach sollte die Uni ein Ort sein zu dem man freiwillig geht und an dem man das lernen kann, was einen interessiert. Warum wollen die meisten Dozenten einen dann durch Anwesenheitspflicht zu ihren Seminaren zwingen und mit ihren ständigen Gruppenarbeiten belästigen, nur weil sie nicht zu wissen scheinen, was sie einem beibringen können und die Zeit ja irgendwie "töten" müssen?
Ich hatte da letztes Semester eine Dozentin in Philosophie, die ein System hat, welches mir sehr gut gefällt und welches meiner Meinung nach die Aufgabe einer Uni total erfüllt. Sie hat gesagt, dass es bei ihr keine Anwesenheitspflicht gibt und man für den Beteiligungsnachweis nur ein Essay schreiben muss und man das abgeben kann, wann man will. Sie meinte, dass man ja irgendwann den Bachelor haben will und spätestens am Ende sollte man es abgeben. Sie meinte, dass wir die Dinge aus dem Seminar lernen sollen, wann wir es für richtig halten und wann wir Zeit dafür haben. Deswegen schickt sie auch immer volle Skripte raus. Auch meint sie, dass wir ja freiwillig zur Uni gehen und wenn wir kein Interesse daran hätten dann wären wir ja nicht gekommen. Die Frau hält im Übrigen richtige Vorlesungen, auch in Seminaren. Die erzählt und man kann zuhören. Falls man eine Frage hat, kann man die aber auch stellen und sie diskutiert dann auch richtig mit einem.
Das finde ich einfach perfekt, weil ich mir die Uni so vorstelle. Man geht dahin, kann ihr zuhören und was über die Dinge, die einen interessieren lernen, wenn man eine Frage hat, kann man ausführlich mit ihr diskutieren und die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten. Sie zwingt einen zu keiner Gruppenarbeit, Anwesenheitspflicht gibt es nicht und als Beteiligungsnachweis, muss man ein Essay über ein Thema seiner Wahl schreiben. Man kann also im Essay über das Schreiben, was einen gerade interessiert und so seine eigenen Studien vorantreiben. Das entspricht meiner Vorstellung einer guten Uni. Der Professor bzw. die Dozentin ist da, um dem Studierenden zu helfen und ihm Wissen anzubieten, um ihn weiter voran zu treiben. Wenn das alles so machen würden dann hätte ich noch viel mehr Lust auf die Uni, weil ich permanent die Dozenten mit Fragen löchern würde und mit denen meine Ideen diskutieren würde. Leider ist sie die Einzige, von denen die ich bisher getroffen habe, die so ist.
Anstatt das Interesse des Studierenden zu fördern und ihm zu helfen seine eigenen Ideen und Forschungsprojekte weiterzuentwickeln, kümmern sich die meisten darum eine möglichst schöne und pädagogisch wertvolle Gruppenarbeit zu kreieren. Dazu kommt noch, dass man in den Seminaren und Veranstaltungen alles lernt nur nicht wie man hinterher forscht. Ich meine wie die Alterung in Japan voranschreitet, kann ich mir anlesen. Da brauche ich keinen Professor für. Natürlich kann es sehr bereichernd sein Veranstaltungen zu haben in denen alles ein wenig komprimiert ist, aber dann nicht jede Woche 1,5 Stunden. Eigentlich geht man doch in die Uni, um Dinge zu lernen, die man sich alleine nicht wirklich aneignen könnte bzw. für die Leute mit Erfahrung ganz gut wären. Ich will nicht, dass die Leute mir da aus Büchern vorlesen oder in ein Seminar gehen, um dann gemeinschaftlich einen Text zu lesen.
Naja, vielleicht habe ich da eine etwas komische Meinung zu, aber seit gestern Abend denke ich wieder vermehrt über die Uni nach und ob sie in letzter Instanz wirklich das richtige für mich ist. Natürlich werde ich weiterstudieren und natürlich möchte ich auch ins Ausland. Das mit dem Ausland ist momentan mein größter Wunsch, aber dennoch trübt die Situation in der Uni ein wenig meine Stimmung. Es ist ja nicht so, dass ich nicht arbeiten wollten würde oder keine Lust habe mich anzustrengen. Ganz im Gegenteil. Ich arbeite total gerne und gebe auch total gerne alles. In den Ferien habe ich mein Japanisch stark verbessern können, habe das dritte Semester auch von den Kanjis her fast komplett abgeschlossen und mein Projekt sehr weit vorangebracht. Nebenbei war ich in der Sprachschule helfen, im Japanischen Club, beim Tischtennis, beim Badminton, habe eine Bewerbung für ein Stipendium geschrieben, unzählige Texte gelesen, zwei mal in der Woche Nachhilfe gegeben usw.
Mir macht nichts mehr Spaß als für etwas zu arbeiten, was mich begeistert und da mache ich auch gerne Überstunden, aber ich merke, dass ich mich für die Uni eben nur zur Hälfte begeistern kann und suche momentan vielleicht auch nach anderen Wegen, auch wenn ich selbst noch nicht weiß, wie die aussehen könnten. Falls von euch also jemand einen Studentenjob bei mir in der Nähe frei hat und man da Japanisch benutzen kann, dann bin ich sofort dabei!
Mich verwirrt einfach, dass ich mir so viele Gedanken über den ganzen Blödsinn mache, obwohl es total gut läuft. Ich meine nicht jeder hat nach dem zweiten Semester einen Schnitt von 1,0 und gute Chancen auf ein Auslandsjahr. Ich habe manchmal einfach das Gefühl meine Zeit zu verschwenden, wenn ich sehe, dass man im Gegensatz zu dem ganzen Theorie Blödsinn auch etwas praktisches machen kann und damit die Welt verändern kann, auch wenn es nur die kleine um einen herum ist.
Das soll es dann für heute aber auch erstmal gewesen sein. Tut mir leid, dass es wieder so viel geworden ist. Ich hoffe euch hat der Artikel gefallen und natürlich würden mich eure Gedanken zu all dem interessieren. Hinterlasst also gerne einen Kommentar, wenn euch was einfällt!
Eigentlich habe ich mir die Uni auch so vorgestellt, dass man da echt interessante Vorlesungen usw hat wo man vielleicht nicht direkt einpennt :O
AntwortenLöschenHoffentlich ist das nicht in jeder Uni so xD
Fällt zocken fuer dich jetzt komplett weg oder verbringst du noch ein wenig Zeit damit?
Wenn es ein Spiel gibt, was mich interessiert dann zocke ich das auf jeden Fall auch. Momentan zocke ich immer mal wieder Hyrule Warriors :)
LöschenAlso ich studiere in Karlsruhe Chemie, genauer gesagt Lebensmittelchemie, und ich denke, dass die Vorlesungen und Tutorien, die wir haben, ziemlich gut auf dein "ideal" zutreffen, das du von einer guten Universität hast. Es gibt die Vorlesungen in riesigen Hörsälen, in die ca. 500 Leute reinpassen, und der Professor erzählt einem neue und interessante Dinge. Dann gibt es aber auch die Vorlesungen mit ca. 50 bis 100 Besuchern, in denen immer wieder mal mit dem Prof diskutiert wird und auch Späße gemacht werden, und trotzdem ist die Vorlesung einfach sehr informativ und interessant gehalten. Nun gut, das hängt aber auch davon ab, ob dem jeweiligen Professor das "Vorlsesung halten" einfach liegt oder nicht; ich finde, das macht shcon einiges aus. Trotzdem finde ich, dass das ganze einfach damit zu tun hat, dass ich eine Naturwissenschaft studiere und der gesamte Aufbau von VL, Übung und Tutorien eben derer deiner Vorstellung von einer guten Uni mehr entspricht als modernes Japan. Vielleicht würde es dir besser gefallen, hättest du doch Physik studiert? Aber nicht falsch verstehen, ich möchte dich natürlich nicht vom Modernen Japan abhalten :-) Das studiert mein Bruder selbst auch in Düsseldorf, kommt jetzt ins 3te Semester, soll sehr interessant sein!
AntwortenLöschenMit dem was du sagst, hast du absolut recht! Jetzt da du es schreibst, fällt es mir auch wieder ein mit der Physik und dem System, so wie es dort gemacht wird. Von den Vorlesungen her sind die Naturwissenschaften auf jeden Fall tausendmal besser, wie ich finde! Dieser ganze Seminarkram erinnert mich immer an meinen Deutschunterricht in der Schule :D
LöschenAlso erstmal, ein wirklich guter Blog! Ich finde es gut das von dem frühen lustigen "Tabletennisgamer" in diesem Blog immernoch viel vorhanden ist. Ich habe oft geschmunzelt beim lesen. Und zu lang ist er schonmal gar nicht. Ich finde es gibt kein zu lang bei Blogs. Nur zu kurz.
AntwortenLöschenNochmal zu deinen Problemen in der Uni. Ich bin zwar noch sehr jung, trotzdem weiß ich wie die Uni so ist. Ich habe eine große Schwester die Geowissenschaften Studiert. Das ist zwar ein ganz anderes Fach als du hast, dennoch weiß ich natürlich wie so eine Uni ist. Man kann deine Probleme total verstehen die du mit der Uni hast. Was ich glaube ist einfach. Dir ist das quasi zu einfach. Bzw. das mit den Gruppen macht für dich keinen Sinn, weil du es auch locker alleine schaffst schätze ich. Ich kann natürlich total falsch liegen. Falls, dann sorry.
Das wars dan mit meinem Kommentar.
LG Frederik